Presse aktuell

Gänse-Jagd mit Happy End

Angler "entführen" Federvieh an einem Teich. Die Anwohner alarmieren die Polizei.


bild WZ

Gerd Tessmer hat eine Gans gefangen. Sie bekommt jetzt ein neues Zuhause.(Foto: privat)

Krefeld. Sechs Hausgänse haben das Gewässer An Holthausens Kull bis vor kurzem ihr Zuhause genannt. Vor Jahren waren sie dort ausgesetzt worden. Jetzt sind es nur noch zwei. Die übrigen wurden von Mitgliedern der Sportanglervereinigung Krefeld (SAVK), die Pächter des Gewässers ist, eingefangen und weggebracht - eine von ihnen gestern. Das sorgte bei den Anwohnern für so großen Unmut, dass sie die Polizei verständigten. Die rückte zu einem außergewöhnlichen Einsatz aus: Diebstahl von Wasservögeln. Doch sie stellte fest: Alles hat seine Ordnung. Nur die Angler stehen jetzt als Vogel- und Naturbanausen da - und das völlig zu unrecht. Da die Gänse oft gefüttert werden, droht das Gewässer umzukippen Reiner Ganser vom Fachbereich Ordnung der Stadt Krefeld sagt: "Die ausgesetzten Hausgänse sind keine Wildtiere, sondern sind rein rechtlich gesehen herrenlose Dinge. Und wer solche in seinen Besitz nimmt, ist deren neuer Eigentümer." Die SAVK habe nichts Illegales getan. Ihr sei sogar keine andere Wahl geblieben, als selbst einzugreifen, da nur Wildtiere in den Aufgabenbereich der Stadt fallen. Doch auch moralisch sind die Angler auf der richtigen Seite. "Die Gänse mussten nur weg, weil sie ständig von Spaziergängern gefüttert wurden, teils sogar mit verschimmeltem Brot", sagt Helmut Vollmer, Vorsitzender der SAVK. "Der Uferbereich ist völlig verkotet und das Gewässer war im Spätherbst kurz vor dem Umkippen." Schuld seien Brotreste und der Kot der Vögel. Vollmer rechnet vor: "Ein Graubrot im Wasser zehrt umgerechnet den Sauerstoffgehalt einer 80-Quadratmeter-Wohnung. Die Leute vergessen immer, dass auch Tiere im und nicht nur auf dem Wasser leben." Ohne Sauerstoff können keine Fische überleben und diese seien ja salopp gesagt so etwas wie das "Vereinsvermögen". Die SAVK sei ständig darum bemüht, das Gewässer im Gleichgewicht zu halten und habe auch nichts gegen Federvieh. "Ganz im Gegenteil", betont Vollmer. "Wir werden sogar in Zukunft Nistkästen bauen und haben unseren Anglern verboten, mit Schwimmbrot zu fischen, da sonst die Vögel elendig daran zu Grunde gehen könnten." Jedoch: Möwen und Enten seien wild. Die Gänse hingegen blieben immer auf Menschen angewiesen. Die Vogelfreunde, die die Gänse vermissen, können beruhigt aufatmen, denn keine von ihnen ist im Kochtopf gelandet. Sie leben jetzt an einem anderen, besseren Ort und damit ist nicht der Gänsehimmel gemeint. Gerd Tessmer, Vogelwart der SAVK, der mit der Einfangaktion für helle Empörung sorgte, sagt: "Die Gänse sind auf einem großen Freigelände in Willich-Anrath untergebracht. Das Gehege ist wunderschön, sie sind bei anderen Gänsen in guter Gesellschaft und haben die Möglichkeit, zu baden und zu schwimmen." Der Eigentümer des Geländes wird jetzt Pommersche Gänse züchten, denn einer der neuen Bewohner des Freigeheges ist ein prachtvoller Ganther dieser Rasse.

Enten füttern
Gefahr: Das Füttern von Wasservögeln hat unangenehme Folgen für Tier und Umwelt: Sauerstoffmangel im Gewässer durch mehr Kot (Gefahr für Fische, Lurche und Kleinstlebewesen), gestörtes Paarungs-, Brut- und Jungenaufzuchtverhalten der Vögel sowie Krankheiten und Missbildungen.

Strafe: Füttern ist in Krefeld an allen öffentlichen Gewässern verboten. Es droht eine Geldbuße.

19.02.2008

Von Agnes Absalon

Quelle : wz ausgabe Krefeld Lokalteil vom 19.02.2008